ende märz wird es wieder neue zahlen geben, denn da veröffentlicht die initiative handarbeit e.v. während der h&h in köln jeweils die neuen marktzahlen. und was wir eigentlich schon alle wissen (nämlich, dass handarbeit hygge, yoga und überhaupt eine coole sache ist), erstaunt doch immer wieder außerhalb (und vielleicht auch ein bißchen innerhalb) der handarbeits-, crafting- oder strickszene: wir sind viele!
A nation of knitters: how crafts became Britain's fastest-growing creative industry
der allerdings gleich mal handarbeit & handwerk* als alten hut abstempelt und sich dann doch wundert, dass es sich dabei um einen wachsenden markt handelt (allein um +44% in den letzten 6 Jahren in GB!).
gesamtmarkt handarbeit in D in Mio € / quelle: initiative-handarbeit.de |
in deutschland hat der handarbeitsmarkt im selben zeitraum um gut 22% zugelegt (klick aufs bild machts groß) und konsolidiert sich aktuell auf auf dem niveau der letzten jahre. besonders erheiternd finde ich ja, dass man in bei den deutschen Marktzahlen 2013 den boshi-gipfel ziemlich genau zuordnen kann. und auch die google-trends zeigen den boom, den die häkelmützen von myboshi hierzulande losgetreten haben:
blieb die rote linie (häkeln) seit 2004 jeweils hinter den suchanfragen zu stricken (blau) und nähen (gelb), gibt es 2013 einen deutlichen ausschlag, der das stricken zwar nicht ganz erreicht, aber das nähen deutlich überholt.
screenshot google trends am 15.01.2018 zu den suchanfragen im bereich stricken, häkeln, nähen, sticken und weben. |
und wenn nun schon in den google-trends so deutlich zu sehen ist, dass in deutschland das interesse (=suchanfragen zu den themen) an handarbeit gestiegen ist, dann schauen wir doch mal genauer hin, wie die handarbeitenden im textilen bereich das internet so nutzen für die besten hobbies der welt.
passend dazu habe ich also im letzen herbst die umfrage wiederholt, die daniela und ich im frühjahr 2013 mal aufgesetzt hatten. wie beeinflussen sich online-nutzung & handarbeitsverhalten und hat sich da etwas in den letzen 5 jahren getan?
im folgenden stelle ich die antworten zu den einzelnen fragen genauer vor, die ich jeweils den ergebnissen von 2013 gegenüber stelle.
die folgenden folien gibt es nun auch bei slideshare zum durchklicken und herunterladen*klick*
und außerdem an dieser stelle ganz herzlichen dank an den mann hier, der das alles so zauberhaft und liebevoll (wir haben sehr gelacht bei dem angelnden bärchen für "on-line") visualisiert hat - du bist der beste - sowie an alle teilnehmer_innen. vielen dank für euren input!
beide umfragen wurden online durchgeführt mit q-set.de.
bei der auswertung wurden jeweils nur die komplett ausgefüllten fragebögen berücksichtigt. das waren 2013 206 und 2017 249 stück. während 2013 nur 4 männliche teilnehmer dabei waren, haben sich im letzten herbst immerhin 28 kerle beteiligt.
seit wie vielen jahren handarbeitest du? während sich 2013 viele handarbeits-newbies, aber auch langzeit-crafter_innen beteiligten, verschob das sich 2017 extrem zu denjenigen, die mehr als 30 jahre handarbeiten. bei einem genaueren blick auf diese gruppe zeigte sich dann, dass viele davon in den letzten 8-10 jahren nach einer pause damit wieder angefangen haben.
mit der nächsten frage geht es nun mitten hinein ins thema: was gab den anstoß mit der handarbeit (wieder) anzufangen? als antworten wurden verschiedenste möglichkeiten angeboten, aber auch ein freitextfeld. für das bild oben wurden die antwortoptionen grundsätzlich in online und offline geclustert.
hier hätte ich ja erwartet, dass das internet inzwischen weiter vorne liegt. pustekuchen! 2013 wie auch 2017 sind es vor allem die familie, freunde oder zeitschriften, die dazu motivieren, mit der handarbeit (wieder) anzufangen. auf platz 4 folgen dann bücher. vereinzelt wurde auch selfcare oder sebstverwirklichung nach einem einschneidenden lebensereignis genannt - handarbeit als entspannender gegenpol mit therapeutischem ansatz.
bei den online-angeboten, die zum anfangen animieren, liegen ebenfalls heute wie vor 5 jahren die blogs ganz weit vorne, gefolgt von ravelry für die stricker_innen und häkler_innen. abgeschlagen mit jeweils unter 4% und weniger folgen dann die sozialen medien (facebook, pinterest, instagram, youtube, twitter u.a). als bloggerin freut es mich natürlich, dass meine kolleg_innen und ich da so inspirieren und lust machen aufs textile selbermachen.
immerhin hat bei der inspiration und information rund um das nächste projekt das internet immer noch die nase vorne. wenn man denn handarbeitet (also der erste anstoß getan ist), dann findet man online projektideen, aber auch technische hilfe oder motivation.
bei der frage wie informierst du dich über anleitungen, tipps, materialien, ideen? lagen im onlinebereich wiederum blogs und ravelry ganz vorne, gefolgt von facebook, pinterest, instagram und youtube. gerade bei facebook nehmen die gruppen ja gerade fahrt auf, aber auch die fanseiten der anbieter sind natürlich immer eine gute quelle. pinterest und instagram sind dann bildgetriebene angebote und youtube wird oft bei technikfragen zu rate gezogen.
offline liegen zeitschriften und bücher auch hier ganz vorne, gefolgt von treffen mit anderen craftern und anregungen bzw. angeboten in lokalen shops. hier zeigt sich nun, wie wichtig der persönliche austausch vor ort beim handarbeiten ist. was schon früher im familienkreis oder handarbeitszirkeln gut funktionierte, ist auch heute noch ein wichtiger bestandteil für alle textilen handwerker_innen.
und nun hieß es butter bei die fische - wie oft wird das internet für handarbeitsdinge genutzt?. hier gab es nun doch eine recht eindeutige entwicklung: waren es 2013 handarbeitsbedingt knapp 60% der teilnehmer_innen, die täglich oder sogar mehrmals täglich online waren, sind es 2017 immerhin 75%. noch eindrücklicher: der anteil derjenigen, die lediglich ein paar mal im monat oder seltener im netz surfen, sank von 27% auf 6,4%.
zu guter letzt werfen wir noch einen blick darauf, wo die handarbeitenden ihre fertigen projekt so zeigen. auch hier ist das ganze stabil geblieben: 80% zeigen diese online; immerhin doch noch 16% verzichten ganz darauf. bei den portalen, auf denen darüber berichtet wird, haben die blogs zu 2013 ein wenig verloren (17% zu 11%), ravelry (+4%) und facebook (+3%) dagegen haben ein bißchen zugelegt. am meisten jedoch hat sich instagram gemausert: +11% seit 2013.
fazit
sicherlich wären die antworten etwas anders ausgefallen, wenn eine offline-umfrage möglich gewesen wäre. allerdings war das für mich aus kosten- und auch zeitgründen nicht machbar. insofern (und auch unter berücksichtigung der teilnehmerzahl) werte ich die aussagen eher als trend, denn als wirklich valide. dennoch sind die ergebnisse en detail ganz interessant, denn sie zeigen, dass sich web und reales leben im bereich der handarbeit ziemlich gut ergänzen können und dennoch das angebot vor ort wichtig ist (stichwort: lokale treffen, workshops, festivals oder eben das angebot in den lokalen geschäften). gerade was die sichtbarkeit von handarbeit angeht, profitiert diese extrem von den aktuellen möglichkeiten im web: materialien, fortschrittsbilder, projektfoto, technik-support, virtuelle knit-, crochet- und sew-alongs - um nur ein paar zu nennen. da kann jede_r online für sich das zusammenstellen, was sie oder ihn interessiert, inspiriert oder eben weiterhilft.
bei uns stricker_innen und häkler_innen kommt noch dazu, dass wir mit ravelry ein absolut einzigartiges tool haben, um die eigenen projekte zu verwalten, aber auch zentral und komfortabel auf alle infos zu anleitungen, garnen, designern zuzugreifen.
und nun eröffne ich gerne die diskussion - wie seht ihr diese ergebnisse? wo steckt der nachwuchs? und wie geht es weiter mit dem handarbeitstrend? was meint ihr?
*ich bin ja großer fan von dem begriff textiles handwerk , den monika andrae / fiberthermometer.de in ihrem vortrag zu diy-podcasts geprägt hat, denn als gelernte buchbinderin mit gesellenbrief sehe ich da viele parallelen zwischen den klassischen (oft männlich geprägten) handwerken und der (oft weiblich konnotierten) handarbeit: technik, know-how, erfahrung, übung und das gefühl für die materialien sind hier wie dort grundlegend.
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Das sind sehr interessante Zahlen, vielen Dank, liebe Kiki. Was mich noch beschäftigt ist die Verschiebung von Jüngeren zu Älteren bei den Antworten - weniger, dass die Älteren mehr, sondern dass die Jüngeren weniger geworden sind. Meinst Du, dass das an deren Erreichbarkeit liegt (d.h., sie bevorzugen andere Kanäle) oder ist die "Strickhype" bei den Jüngeren am Abklingen? Vor einiger Zeit sagte mir jemand, die DIY-Karawane der Jungen bewege sich jetzt in Richtung Nähen. Da werden vielleicht die Zahlen Ende März etwas mehr verraten - - - Beste Grüße - Ebba
AntwortenLöschenliebe ebba, nähen hat tatsächlich seit 2015 die nase vorn, zumindest bei den umsätzen am markt. es hat halt den vorteil, dass es schneller geht mit den fertigen werken, allerdings ist die grundausstattung teurer....
Löschenleider habe ich keine wirklich aktuellen zahlen zur altersstruktur. 2014 freute sich die initiative handarbeit darüber, dass 66% der deutschen frauen handarbeit als hobby angaben; 27% davon waren jünger als 40 (was allerdigns auch noch keine so tolle nachwuchsbasis ist). und zu den männern gibt es gar keine info.
mich würde ja auch noch interessieren, ob es eine korrelation gibt bei den einsteigern bzgl. des entsprechenden schulunterrichts. ist die hürde mit dem handaarbeiten anzufangen größer bei nicht vorhandenen grundkenntnissen?
Hey Kiki,
AntwortenLöschenvielen Dank, dass Du die Umfrage-Ergebnisse geteilt hast - das ist ja wahnsinnig spannend!
Aufregend vor allem, wie rasant sich die Online-Nutzung in den letzten 5 Jahren verändert hat! Da hat sich echt viel getan in den letzten Jahren...
Mal sehen, wie es in weiteren fünf Jahren aussieht!
Liebe Grüße, Katha
stimmt - umfrage 2023! :D
Löschendas statistische bundesamt hat zur online-nutzung an sich auch ganz interessante zahlen:
2003 über 50% der bevölkerung in D hat einen Zugang zum Internet.
2013 jeder 2te jat ein smartphone
2017 aktuell sind 9 von 10 Deutschen online, wobei 68% der internet-nutzung mobil erfolgt. wobei meine these ist, das vor allem frauem das netz mobil nutzen über tabelt oder web-fähigen e-reader, der meist der mann im haus das laptop oder den stationären rechner "besetzt" ;)
Wenn man solche Altersgruppen anschaut, muss man ja auch bedenken, dass die Teilnehmer zwischen den Befragungen älter geworden sind. Wer also 2013 in der Gruppe 46-55 war, ist jetzt möglicherweise in die Gruppe >55 gerutscht. So erklären sich auch einige Verschiebungen.
AntwortenLöschenDie jungen Leute machen viel mehr Sachen mobil, also per WhattsApp und Co. während die älteren noch einen Desktop-Rechner oder ein Laptop benutzen. Das muss man auch berücksichtigen.
Danke für die interessanten Informationen.
Viele Grüße,
Henriette